Leserfrage:
„Kann sich der Kiefer durch muskuläre Dysbalancen verschieben? Ich bin mir da bei mir nämlich nicht sicher, ob es sich um ein rein strukturelles oder ein muskuläres Problem handelt. Optisch ist auf jeden Fall erkennbar, dass der Kiefer nicht symmetrisch ist.“
Der Kiefer kann sich durch muskuläre Dysbalancen in die ein oder andere Richtung verschieben.
Warum ist das so? Im Bereich des Kiefergelenks existieren natürlich Muskeln, welche dieses Gelenk und somit den Kiefer in verschiedene Richtungen bewegen. Ein paar dieser Muskeln bewegen den Kiefer nach links und nach rechts bzw. zur Seite.
Wenn diese Muskeln Dysbalancen aufweisen, also zu kurz oder zu lang sind, eine zu hohe oder zu niedrige Spannung aufweisen, und unter Umständen vom Nervensystem nicht mehr „richtig“ angesteuert werden, dann kann sich der Kiefer in die ein oder andere Richtung verschieben.
Dabei handelt es sich dann um ein funktionelles Problem und dagegen können Sie selbst etwas unternehmen – dazu später mehr.
In der Regel, auch bei strukturellen Problemen, handelt es sich nicht um rein strukturelle Probleme. Meist ist dem strukturellen Problem ein funktionelles Problem vorangegangen, welches die Entstehung des strukturellen Problems begünstigt oder gar ausgelöst hat.
Wenige Menschen werden mit strukturellen Abnormalitäten geboren. Leichte Abweichungen von der Norm gehören allerdings zur Normalität, bereiten aber meist keine Schwierigkeiten.
Hier greift der Leitsatz „Form folgt Funktion“.
Die Form eines jeden Gewebes, egal ob passiv oder aktiv, unterliegt steten Änderungen und diese Änderungen sind immer das Resultat einer vorangegangenen Funktion.
Das Gehirn und die dort befindlichen synaptischen Verbindungen passen sich an Denk- und Handlungsmuster (=Funktion) an.
Letztendlich hat jeder Mensch ein individuelles Gehirn mit seinem eigenen „Fingerabdruck“, einfach deswegen, weil jeder Mensch ganz eigene Denk- und Handlungsmuster und eine einzigartige Persönlichkeit besitzt. Die möglichen Unterschiede der Ausprägungen menschlicher Persönlichkeitsstrukturen sind im Übrigen größer als der Unterschied des menschlichen Nervensystems zu dem einer Fliege.
Knochen benötigen zum Aufbau und Erhalt ihrer Dichte (= Struktur bzw. Form) gewisse Belastungsreize (= Funktion) und weisen an Orten höherer Belastung (= Funktion) eine höhere Dichte (= Struktur bzw. Form) auf.
Das Leben formt unseren Körper und jede Form ist zu einem gewissen Grad veränderbar, im Positiven wie im Negativen.
Vieles nimmt Einfluss auf die Stellung des Kiefers bzw. des Kiefergelenks.
Das Kiefergelenk ist eine Art „Kraftendpunkt“, welches durch (Spannungs) Einflüsse tieferliegender Körperbereiche Zugkräften unterliegt, welche es in verschiedene Richtungen ziehen und somit aus dem Gleichgewicht bringen können.
Äußere Haltung
Ihre Haltung hat somit einen starken Einfluss auf die Zugkräfte und letztendlich auf die Stellung Ihres Kiefergelenks und Ihres Kiefers.
Ein zu runder oberer Rücken und/oder ein nach vorne geschobener Kopf, beides beeinflusst die Zugkräfte auf die Muskeln des Kiefergelenks und letztendlich dessen Stellung und Funktion.
Innere Haltung
Die äußere Haltung ist untrennbar mit der inneren Haltung verbunden und umgekehrt, so wie Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen.
Ihre körperliche Haltung spiegelt immer einen inneren, emotionalen Zustand wider. Rezeptoren im Körper informieren das Gehirn über die Stellung der Gelenke sowie über Spannungszustände im Körper, und diese Stellungen und Zustände werden bzw. sind mit bestimmten Gefühlszuständen verbunden/assoziiert.
Umgekehrt ist bzw. wird ein bestimmter Gefühlzustand immer mit einem körperlichen Zustand, einer äußeren Haltung, muskulären Spannungsmustern usw. einhergehen bzw. diesen widerspiegeln. Gefühle haben immer ein körperliches Korrelat und finden dort Ausdruck.
Eine Gefühlsregung führt immer zu einer mehr oder weniger starken Veränderung muskulärer Spannungen und somit auch zu mehr oder weniger großen Veränderungen der (körperlichen) Haltung.
Wut zum Beispiel kann man im Magen spüren, in Form von Spannung. Man kann sie aber auch manchmal in den Unterarmen spüren, ebenfalls in Form von Spannung – in Gedanken sind die Fäuste schon geballt.
Im ersten Schritt empfehle ich Ihnen sich auf die Suche nach Verspannungen und Triggerpunkten in den Muskeln des Kiefergelenks zu begeben und diese mit einer Selbstmassage zu behandeln.
Auf diese Weise „entlasten“ Sie Ihren Kiefer von muskulären Spannungen, welche ihn seitlich verschieben und zu Fehlstellungen führen können.
Hier möchte ich Sie auf einen Beitrag verweisen, in welchem ich Ihnen die Selbstbehandlung eines Muskels zeige, welcher oft einen seitlich verschobenen Kiefer hervorruft.
Wenn Sie nochmals tiefer in die Materie einsteigen möchten, dann lege ich Ihnen meinen Online Kurs: Kopf, Kiefer, Gesicht und Ohr ans Herz.
Denn natürlich ist es nicht nur ein Muskel, welcher die Stellung des Kiefers beeinflusst, sondern viele, teils schwer erreichbare Muskeln im Bereich des Kiefergelenks.
In diesem Online Kurs zeige ich Ihnen anhand exklusiver Videos all diese Muskeln und natürlich auch, wie Sie diese tasten und selbst von Verspannungen und Triggerpunkten befreien können. Alle Videos sind sehr detailliert, dennoch einfach verständlich und zum sofort Mitmachen geeignet.
Kieferschmerzen bzw. Probleme im Bereich des Kiefers treten oft parallel mit anderen Symptomen im Bereich des Kopfes auf.
Deswegen finden Sie neben dem Symptom „verschobener Kiefer“ eine Vielzahl weiterer Schmerzen, Symptome und Bewegungseinschränkungen, welche im Bereich Kopf, Kiefer, Gesicht und Ohr auftreten können.
Für jedes Beschwerdebild erfahren Sie, welche Muskeln dieses auslösen können und wie Sie diese selbst behandeln.