Mich erreichte eine Frage als Reaktion auf den Beitrag „Chronische Schmerzen – mögliche Ursachen und Tipps“
Diese Frage beinhaltet einige wichtige Punkte, auf welche ich im Video eingehe.
Unter dem Video finden Sie die Frage sowie eine kurze Zusammenfassung der Antwort und Inhalte des Videos.
Im Video erwähnte sowie weiterführende Links
Herzlichen Dank für den Beitrag „Chronische Schmerzen – mögliche Ursachen und Tipps“! Ich muss mich immer wieder daran erinnern, den Schmerz und den Ist-Zustand erst mal anzunehmen.
Hast du vielleicht Tipps wie man besser damit klarkommen kann, dass man überhaupt Pacing betreiben muss?
Ich habe ein sehr geringes Level an Belastungstoleranz, weil meinem Körper jahrelang von mir und anderen beigebracht wurde, dass Leben Schmerzen zu haben bedeutet.
Das geht soweit, dass Hitzereize wie zum Beispiel das Haarewaschen oder sogar simple Haushaltstätigkeiten mittlerweile „zu viel“ sind.
Das frustriert mich und auch teils mein Umfeld sehr. Es führt dazu, dass ich mich zwangsläufig überlasten muss. Das führt dazu, dass ich ungeduldig und frustriert werde, was den Zustand natürlich nicht bessert.
Wie lerne ich mir und meinem Körper mit mehr Geduld und Akzeptanz zu begegnen? Kannst Du mir hier einen Tipp geben?
Warum wehrt man sich dagegen Pacing zu betreiben bzw. seinen Körper langsam, Schritt für Schritt an eine höhere Belastungstoleranz heranzuführen? Ich glaube, es hat etwas damit zu tun, dass man die Situation wie sie jetzt gerade ist, nicht annehmen will und der Meinung ist, man müsste doch (bereits) ganz woanders stehen.
Das ist ein Glaubenssatz und wie alle Glaubenssätze, kann er einen Menschen in seinem Denken und Handeln unbeweglich machen.
Bezüglich der geringen Belastbarkeit und der „übertriebenen“ Reaktionen auf alltägliche Reize (in diesem Fall das Haarewaschen) ist zu sagen, dass es sich um ein bei chronischen Schmerzen häufig vorkommendes Phänomen handelt, und zwar um die periphere sowie zentrale Sensibilisierung des Nervensystems.
Einfach ausgedrückt kommt es bei einer solchen Sensibilisierung zu übertriebenen Reaktionen des Nervensystems. Man könnte sagen, dass das Nervensystem hysterisch reagiert und Informationen aus dem Körper (Bsp.: Warmes Wasser auf dem Kopf) in einer verzerrten und verstärkten Art und Weise ans Gehirn leitet. Die Information spiegelt nicht den wahren Zustand aus dem betreffenden Körperbereich wider. Im Gehirn angekommen wird eine solche Information „schneller“ als Bedrohung für den Organismus eingestuft und eine Schmerzerfahrung entsteht – selbst bei einem solch „banalen Reiz“, wie etwa warmem Wasser auf der Haut.
Ein Weg dieses Phänomen zu lindern UND sich selbst mit mehr Geduld und Akzeptanz zu begegnen ist die Etablierung einer regelmäßigen Meditationspraxis.
Durch Meditation können absteigende Bahnen im Zentralnervensystem aktiviert werden, was das Schmerzempfinden bzw. die übertriebene Generierung und Weiterleitung von Warnsignalen aus dem Körper dämpfen kann.
Auf geistiger Ebene bietet Meditation die Möglichkeit der Entwicklung von mehr Gleichmut, und der Entwicklung für mehr Akzeptanz und Mitgefühl für sich selbst und andere.