Nackenschmerzen können psychosomatischer Natur sein, also durch die Psyche verursacht werden.
So wie zum Beispiel Zittern, Händeschwitzen, Schweißausbrüche etc. ausgelöst werden können, wenn man einer Situation ausgesetzt ist, welche bei einem selbst starke Gefühle hervorruft.
Leserfrage: Zu diesem Thema möchte ein Leser wissen, ob die Psyche auch Sensibilitätsstörungen im Bereich des Nackens verursachen kann. Das ist möglich und in diesem Beitrag möchte Ihnen potenzielle Mechanismen darlegen.
Im Video erwähnte Links:
Parästhesien, also Empfindungs- bzw. Sensibilitätsstörungen können psychosomatischer Natur sein und Dinge wie Taubheit, Ameisenlaufen und Kribbeln im Nacken auslösen, welche sogar über die Schulter bis in den Arm übertragen werden können.
Die Auslöser für diese Empfindungsstörungen sind jedoch wahrscheinlich woanders zu suchen, und zwar in Verspannungen und Triggerpunkten der Muskulatur des Halses (Bsp.: Sternocleidomastoideus, Scaleni), oder in Erkrankungen der Halswirbelsäule.
Ursache und Auslöser sind in diesem Fall nicht identisch, beeinflussen sich aber gegenseitig. Die Psyche ist die Ursache und beeinflusst die Auslöser für das Symptom, also den Körper. Andersrum ist es jedoch auch möglich, also das der Körper Einfluss auf die Psyche nimmt.
Psychische Probleme, zum Beispiel ausgelöst durch Stress, können über das Nervensystem die Spannung der Muskulatur ändern. In der Regel handelt es sich hierbei um eine Erhöhung der Muskelspannung.
Neben dieser allgemein erhöhten Spannung schlagen sich psychische Probleme, aber auch alle „normalen“ Gemütszustände in einer Änderung unserer Körperhaltung nieder (natürlich wird diese auch durch allgemeine Veränderungen der Muskelspannung beeinflusst).
Allein die erhöhte Spannung kann zu Schmerzen führen, da sie die Durchblutung des Muskels mindert und somit das chemische Milieu in Richtung eines niedrigeren pH-Wertes ändert. Dies wiederum kann zur Aktivierung von Nozizeptoren führen, was letztendlich Schmerz auslösen kann.
Die durch psychische Probleme veränderte Haltung ist für den Körper und die Muskulatur meist ungünstig, wenn sie auf Dauer eingenommen wird. Aber genau das geschieht oft, wenn auch meist unbewusst.
In diesem Fall ist es meist eine Haltung, in welcher der Kopf nach vorne geschoben und die Schultern nach oben gezogen werden.
Nun können Parästhesien, also Sensibilitätsstörungen auf mindestens zwei Wegen ausgelöst werden, und zwar durch Verspannungen und Triggerpunkte und/oder durch Bandscheibenvorfälle – beides kann Nerven komprimieren und somit Empfindungsstörungen auslösen.
Eine Haltung mit einem nach vorne geschobenem Kopf und hochgezogenen Schultern begünstigt die Entstehung von Verspannungen und Triggerpunkten im Bereich der Halsmuskulatur.
Diese Verspannungen und Triggerpunkte können Nerven im Bereich des Halses einklemmen oder unter Druck setzen und somit Taubheit, Kribbeln oder Ameisenlaufen auslösen.
Langfristig gesehen kann diese Haltung nicht nur Verspannungen und Triggerpunkte entstehen lassen, sondern auch die Entstehung eines Bandscheibenvorfalls begünstigen.
Somit hätte die Psyche zuerst ein funktionelles Problem verursacht, nämlich eine veränderte Haltung, welche Verspannungen etc. auslöst und dann in der Folge ein strukturelles Problem, in diesem Fall einen Bandscheibenvorfall.
Wie bereits erwähnt kann ein nach vorne geschobener Kopf und hochgezogene Schultern Ausdruck bzw. Begleiterscheinung psychischer Probleme sein. Diese Haltung führt zu einem erhöhten Druck auf die Bandscheiben der Halswirbelsäule.
Wird diese Haltung dauerhaft eingenommen, was meist nicht bewusst geschieht, werden die Bandscheiben schlechter ernährt, da die nötigen sich abwechselnden Kompressions- und Entlastungsreize fehlen. Dies begünstigt die Entstehung eines Bandscheibenvorfalls.
Kommt es nun zu einem solchen, dann tritt Gewebe der Bandscheibe in der Regel nach hinten oder zur Seite aus. Dort kann es Nerven unter Druck setzen, was zu Schmerz und/oder Sensibilitätsstörungen führen kann.
Der Schmerz und die Sensibilitätsstörungen können an Ort und Stelle der Kompression des Nervs auftreten, aber auch entlang des Verlaufs des betreffenden Nervs. Somit können Schmerz und Empfindungsstörungen über die Schulter bis in den Arm übertragen werden.
Es ist wichtig zu wissen, dass Verspannungen, Triggerpunkte und Bandscheibenvorfälle ähnliche Symptome auslösen können, sich nicht gegenseitig ausschließen, sich sehr wohl aber gegenseitig beeinflussen können.
Da sich dieser Beitrag mit dem Thema Psychosomatik beschäftigt, möchte ich ein paar Gedanken darlegen, wie diese gegenseitige Beeinflussung möglicherweise stattfinden kann – vor allem die Richtung Bandscheibenvorfall => Verspannungen und Triggerpunkte.
Schmerzen werden bei vielen Menschen von Angst, Sorge und Katastrophisierung begleitet. Vor allem, wenn der oder die Betroffene nicht weiß, woher der Schmerz stammt und was er oder sie dagegen tun kann, oder sich „in das Problem reinsteigert“ (Katastrophisierung).
Besonders wenn die Schmerzen chronisch werden, können die Konsequenzen, die sie mit sich bringen, zu Angst und Sorge führen – vielleicht steht der Job auf dem Spiel oder ein leidenschaftlich geliebtes Hobby kann nicht mehr ausgeübt werden.
In jedem Fall können Angst und Sorge über das Nervensystem zur Erhöhung der Muskelspannung führen, was wiederum ein begünstigender Faktor für die Entstehung von Verspannungen sowie Triggerpunkten ist. Diese können selbst dann bestehen bleiben, wenn der Bandscheibenvorfall ausgeheilt ist und dann weiterhin gleiche oder ähnliche Schmerzen und Symptomatiken auslösen.